Sonntag, 29. April 2007

Aber nicht drängeln...

... schallt es in breitem sächsisch dem jugendlichen Berliner mit Migrationshintergrund entgegen, der es wagt, sich im üblichen Gedrängel am Buseinstieg (Linie 245 vom Hauptbahnhof nach U Turmstraße, ca. 23 Uhr) völlig natürlich zu verhalten und sich in der entstandenen Menschentraube im Gänsemarsch voranzuschieben. Klar wird jetzt vorgelassen, alle werden vorgelassen, man weiß ja, wo man mit nicht ganz so heller Hautfarbe hingehört.
Befriedigt okkupiert die Landbevölkerung auf Kultururlaub (Friedrichstadtpalast?) die vorhandenen Sitzplätze, lässt sich lautstark über den mangelnden Respekt der Jugend aus und beglückwünscht sich innerlich, bei der letzten sächsischen Landtagswahl das Kreuz an der rechten Stelle gemacht zu haben. Schließlich soll Radebeul nicht so verwahrlosen wie die Hauptstadt.
Der zugezogene Berliner hingegen, der diese Szene beobachtet hat, beglückwünscht sich zu dem Entschluß, in eine Stadt gezogen zu sein, in der solche Landpommeranzen ein auffälliges Ereignis darstellen, anstatt an jeder Ecke zu warten. Aus der Distanz hat deren Verhalten etwas peinlich-komisches, das anscheinend auch zur Belustigung anderer junger Berliner beiträgt, wie deren Blicke zeigen. Na dann Prost, willkommen an der Spree.

Samstag, 28. April 2007

Kill Knut gibt auf

Ich bin ein echter Fan des weissen Fellknäuels namens Knuddel-Knut, ehrlich. Muss ich auch, als stolzer Inhaber einer Zoo-Jahreskarte. Aber dass Betreiber einer Anti-Knut-Homepage wegen massiver Anfeindungen aufgeben zeigt für mich, dass wir in Sachen Meinungsfreiheit in Deutschland immer noch Entwicklungsland sind. Denn, Leute: Wenn man die Klappe aufreißt, muss man das auch aushalten können, gelle. Weitere Ziele für massive Anfeindungen, damit die Seiten aus dem Netz genommen werden, gibt es übrigens auch noch: hier und hier und hier.

Freitag, 27. April 2007

Geschenke zum Geburtstag?

Wer mag mir einen Bombenwecker schenken, damit ich nicht immer verschlafe? Ein ordentlicher Knall, und ich stehe pünktlich senkrecht im Bett und werde mindestens drei Tage nicht mehr schlafen. Garantiert!

Ich hasse Talkshows...

... weil sie mich an eine Zeit erinnern, in der ich mit meiner Zeit nichts vernünftiges anzufangen wusste. Dennoch lande ich immer wieder bei ProSiebens Voyeurismus-Show talk.talk.talk mit der sprachunkundigen Mega-Blondine Sonya Kraus. Warum, frage ich mich. Ist es, weil ich mich der Tatsache vergewissern will, dass das mühelose formulieren vollständiger Sätze, zu dem ich mich in der Lage sehe, schon eine großartige Kulturleistung darstellt. Oder will ich einfach auf dem laufenden bleiben, womit die Zuschauer von Britt, Vera oder Jerry Springer sich regelmäßig ihre Gehirnzellen abtöten und mich am Pseudo-überlegenen Gefasel der Moderatorin ergötzen? Warum tue ich mir das an? Hinweise sind erbeten, Belohnungen werden aber nicht ausgesetzt.

Mittwoch, 25. April 2007

Magermädchen

Von "Pro Ana" dürften die meisten schon gehört haben. Doch jetzt scheint die Ästhetisierung der Magersucht ihre Szenen-Nische zu verlassen und den Bereich der Kunst zu infiltrieren. Wie sonst sollte das Model, das allen, denen Kate Moss zu fett ist, feuchte Träume bereiten dürfte, auf das Cover der Zeitschrift ProfiFoto gekommen sein. Die spontane Reaktion: Ist das echt? Ist das eine Puppe? Oder Photoshop? Nein, wir lesen nach: eine echte Studentin, Jahrgang 1979 und schon lange mit hoffnungsvollem Verhungern beschäftigt. Und wer sehen möchte, wie das ganze aussieht, klicke bitte hier. Da bleibt einem doch das Erbrochene im Hals stecken, oder?

[Rezension] Titus Keller - Aussortiert (Krimi)

So so, ein bekannter deutscher Autor hat also unter Pseudonym einen Krimi geschrieben. Das ist erstmal interessant. Der Krimi spielt in Berlin. Das ist ein interessantes Setting, da die Provinz doch die deutsche Krimilandschaft prägt. Die Story handelt von Serienmorden, bei denen die Opfer scheinbar wegen moralischer Verfehlungen ausgesucht werden (SIEBEN lässt grüßen) - das ist zwar nicht neu, verheißt aber Spannung. Und natürlich ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint - so bleiben Überraschungen im Verlauf des Buches nicht aus.
Worum geht's? In Berlin werden in kurzer Folge mehrere Männer ermordet, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben - ein leitender Angestellter wird im Porno-Kino beim masturbieren stranguliert, ein amerikanischer Tourist bei Burger King mit einer vergifteten Coke getötet, einem Freier wird auf dem Straßenstrich beim Oralverkehr der Kopf weggeschossen. Doch bei allen Opfern finden sich mit Lila Tinte geschriebene Zettel in der Art "Zu fett für Gott, das Schwein. Aussortiert. Hallelujah". Die Polizei befürchtet einen Serientäter, die Presse wittert eine Sensation. Besonders Skandalreporter Jimmy Kistner von der "Schweinezeitung" mischt sich ein und behindert die Ermittlungen von Hauptkommissar Kai Nabel und er SOKO Lila. Doch dann wird Kistner ebenfalls Opfer des Mörders und bei ihm taucht eine Liste auf, die offensichtlich Kokainkonsumenten aufführt. Ebenfalls auf der Liste: Nabels Kollegin Lidia. Und was haben die ukrainische Mafia und das Drogendezernat mit der Mordserie zu tun?
Alles vielversprechende Zutaten, aber so ganz will der Funke nicht überspringen. Die Figuren sind sympathisch kaputt (wie kaputt, zeigt das überraschende Ende), die Dialoge spritzig und als Roman funktioniert das ganze gut. Doch auch wenn Titus Müller ein guter Schriftsteller ist - ein guter Krimiautor ist er eben nicht. Die Spannung bleibt im Keller, die Frage, was als nächstes geschieht und wie Nabel, Lidia und Ahmed den Fall lösen, sorgt nicht für abgekaute Fingernägel - die Story, das tragende Gerüst eines jeden Krimis, plätschert eher vor sich hin.
Schade eigentlich, denn die Charaktere und das Ambiente haben wirkklich Potential. Hoffentlich gelingt es Müller, in einem Folgeroman das Genre in den Griff zu kriegen, denn schlecht ist "Aussortiert" nicht. Aber leider auch nicht richtig gut.Ich warte jedenfalls auf den Nachfolger, der hoffentlicht einlöst, was der Erstling nur versprach. Für Kai Nabels ersten Fall hingegen gilt: "Zu leidenschaftslos für Gott, das Buch. Aussortiert. Gloria in excelsis!"
J.

Titus Keller, Aussortiert
Eichborn Berlin 2007
275 Seiten. 18,90€

[Zuerst veröffentlicht auf: buechertreff.de]

Erster Eintrag (Wie innovativ!)

Die ist der erste Eintrag in meinem neuen Blog, den ich innovativerweise mit "Erster Eintrag" benannt habe. Mehr gibt es an dieser Stelle noch nicht zu sagen, außer dass ich jetzt halt auch auf Social Web mache. Echt innovativ, oder?
Gruß,
J.