Sonntag, 29. April 2007

Aber nicht drängeln...

... schallt es in breitem sächsisch dem jugendlichen Berliner mit Migrationshintergrund entgegen, der es wagt, sich im üblichen Gedrängel am Buseinstieg (Linie 245 vom Hauptbahnhof nach U Turmstraße, ca. 23 Uhr) völlig natürlich zu verhalten und sich in der entstandenen Menschentraube im Gänsemarsch voranzuschieben. Klar wird jetzt vorgelassen, alle werden vorgelassen, man weiß ja, wo man mit nicht ganz so heller Hautfarbe hingehört.
Befriedigt okkupiert die Landbevölkerung auf Kultururlaub (Friedrichstadtpalast?) die vorhandenen Sitzplätze, lässt sich lautstark über den mangelnden Respekt der Jugend aus und beglückwünscht sich innerlich, bei der letzten sächsischen Landtagswahl das Kreuz an der rechten Stelle gemacht zu haben. Schließlich soll Radebeul nicht so verwahrlosen wie die Hauptstadt.
Der zugezogene Berliner hingegen, der diese Szene beobachtet hat, beglückwünscht sich zu dem Entschluß, in eine Stadt gezogen zu sein, in der solche Landpommeranzen ein auffälliges Ereignis darstellen, anstatt an jeder Ecke zu warten. Aus der Distanz hat deren Verhalten etwas peinlich-komisches, das anscheinend auch zur Belustigung anderer junger Berliner beiträgt, wie deren Blicke zeigen. Na dann Prost, willkommen an der Spree.

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